Geschrieben von Juliana 08 Sep 2020 15:33
Es ist Zeit zu säen – der Anbau von Wintergemüse
Viele Menschen verbinden den Herbst mit der Zeit, in der wir das Gewächshaus schließen. Aber bei Christine Wiemann ist der Keimungsprozess in vollem Gange. Sie baut auch im Winter Gemüse an und genießt es, das ganze Jahr über frisches Gemüse ernten zu können.
Text: Nanna Stærmose
Foto: Spirekassen
Im Gewächshaus und auf der Fensterbank von Christine Wiemann ist der Keimungsprozess in vollem Gange. Und so wird es im Herbst und Winter kontinuierlich weitergehen. Im Englischen wir das als „Slowgardening” bezeichnet. Der Begriff spielt darauf an, dass im Winter eben alles etwas langsamer wächst. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass es wächst und dass man so, das Gewächshaus auch im Winter genießen und das ganze Jahr über Gemüse ernten kann.
„Der Anbau von Gemüse erfolgt im Winter ununterbrochen, daher säe ich kontinuierlich und habe immer neue kleine Setzlinge bereit. Ich finde es großartig, mein Gewächshaus das ganze Jahr über für Pflanzen zu nutzen, anstatt Gartenmöbel usw. darin zu lagern “, sagt Christine Wiemann.
Christine ist ausgebildete Gärtnerin und steht hinter dem dänischen online Gartenunternehmen „Spirekassen“, das Bio-Samen und Blumenzwiebeln verkauft. In den letzten Jahren erlebt sie eine erhöhte Nachfrage nach Wintergemüse. Sie kann gut verstehen, dass es viele gibt, die auch im Winter Gemüse anbauen wollen. Denn das tut sie selbst und ist begeistert.
„Es ist großartig, das ganze Jahr über etwas Grünes im Gewächshaus zu haben. Es geht etwas langsamer, aber so ist das nun mal im Winter - wenn es kälter wird, igeln wir uns eben gerne ein. Es ist klimafreundlich und auch wenn man sich so nicht zu 100% selbstversorgen kann, ist wenig immer noch besser als nichts. Es ist etwas Besonderes, im Oktober den eigenen Feldsalat ernten zu können“, sagt sie.
Frost ist kein Problem, aber eine gründliche Reinigung ist wichtig
Der Anbau von Gemüse im Winter ist nicht schwierig - im Gegenteil. Die Pflanzen kümmern sich um sich selbst, und man muss weder viel gießen noch Dünger verwenden. Dafür ist die Vorbereitung umso wichtiger. Bevor man beginnt, muss eine gründliche Reinigung vorgenommen werden, um das Risiko von Schädlingen und Bakterien zu minimieren, die die Pflanzen krank machen könnten. Es gibt verschiedene Reinigungsmittel zu kaufen, aber Christine verwendet einfache Schmierseife und das funktioniert ebenso gut.
Und dann fängt man einfach an. Christine verwendet zum Vorkeimen Anzucht- und Aussaaterde und pflanzt die Setzlinge dann kontinuierlich in Töpfe oder Pflanzsäcke, die sie aus der Sommersaison recycelt.
In den ersten Herbstmonaten ist es wichtig, das Gewächshaus gut zu lüften, aber wenn die Temperaturen sinken, kann man Fenster und Türen geschlossen halten. Und dann kümmern sich die Pflanzen weitestgehend um sich selbst.
„Ich werde oft gefragt, was man tun soll, wenn es Frost gibt. In Wahrheit braucht man keine Angst vor dem Frost zu haben, solange man Gemüsesorten anbaut, die für den Winter geeignet ist. Frost kann lediglich dafür sorgen, dass die Pflanzen etwas schlapp aussehen, aber sie erholen sich, sobald die Temperaturen wieder steigen “, sagt Christine.
Es ist wichtig das Wintergemüse NUR dann zu ernten, wenn die Pflanzen fest sind, das heißt ein ausreichender Druck des Zellsafts besteht. Das ist der Fall, wenn die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt liegen.
Christine schützt ihre Setzlinge lediglich dann zusätzlich vor der Kälte, wenn die Temperaturen unter null fallen, ansonsten deckt sie ihre Pflanzen weder ab noch verwendet sie zusätzliche Wärme im Gewächshaus.
„Aber natürlich muss man Pflanzen verwenden, die sich zum Anbau im Winter eignen - eine gekaufte Petersilie aus dem Supermarkt wird den Winter im Gewächshaus nicht überleben", sagt Christine Wiemann.
Pflanzen wie Kohl, Brokkoli, Wintersalate und Chicorée wachsen im Winter. Christine verwendet beispielsweise kleine Brokkoliblätter in Salaten und genießt es auch im Winter ihre eigene Ernte verarbeiten zu können.
„Es ist eine andere Art Ernte, in ganz anderen Mengen. Doch der Genuss ist umso größer, wenn ich an einem kalten Tag einige grüne Triebe für mein Essen pflücken kann", sagt sie.
Sie versteht gut, dass das Interesse an Wintergemüse wächst. Um der Nachfrage entgegenzukommen und so ein Projekt möglichst einfach zu gestalten, hat sie eine Box zum Anbauen im Winter entwickelt, in der sie Pflanzen zusammengestellt hat, die wunderbar in den letzten Monaten des Jahres gedeihen.
Ein Leitfaden zum Anbauen von Wintergemüse
Die Saision zum Anbauen von Wintergemüse beginnt bei uns am 1. September im Gewächshaus, und endet mit dem Frühlingsanfang am 1. März.
Wann sollte man ernten?
Man sollte kontinuierlich ernten. Man sollte kein großes, reichhaltiges Gemüse erwarten, sondern stattdessen die kleinen Brokkolipflänzchen als Blattgemüse verwenden und sich an den frischen, hellgrünen Erbsensprossen und den kleinen, jungen Salatblättern erfreuen. Aufgrund der niedrigen Temperaturen und des langsamen Wachstums ist der Geschmack sehr intensiv. Der Geschmack ist in keiner Weise mit dem Gemüse zu vergleichen, was industriell produziert wird.
September
Der September ist der erste Herbstmonat. Wir können uns auf eine Durchschnittstemperatur von 12,8 Grad und durchschnittlich 128 Sonnenstunden einstellen, die bestmöglich für den Pflanzenanbau genutzt werden müssen. Die Tage sind seit der Sonnenwende im Juni bereits fünf Stunden kürzer geworden.
Nun können mit Vorteil Petersilie, Grünkohl, Wintersalat, Pak Choi, Blattrüben gesät werden.
Oktober
Im Oktober ist der Herbst in vollem Gange! Die Tage sind seit der Sonnenwende im Juni um etwa sieben Stunden kürzer geworden und das ist zu spüren!
Wir können uns auf eine Durchschnittstemperatur von 9,1 Grad einstellen und die Anzahl der Sonnenstunden ist auf 87 Stunden gesunken.
Nun können mit Vorteil Winterportulak, Brokkoli, Zuckererbsen, Blumenkohl und Wirsing gesät werden.
November
Wussten Sie, dass die Tage seit der Sonnenwende im Juni um fast 10 Stunden kürzer geworden sind? Wir haben jetzt nur noch ungefähr acht Stunden Licht am Tag. Wir sehnen uns wieder nach Helligkeit. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 4,7 Grad und die Sonne ist nur noch ein seltener Gast. Im November können wir uns auf ungefähr 54 Sonnenstunden einstellen.
Nun können mit Vorteil Tatsoi, Ackerbohnen, Rucola, Römersalat und Mizuna-Salat gesät werden.
Dezember
Wir nähern uns der Weihnachtszeit, vielleicht schneit es sogar? Das ist jedoch ehr unwahrscheinlich – zumindest in Dänemark gibt es selten weiße Weihnachten. „Grünes Weihnachten“ ist war ein bisschen traurig, aber dafür kann man einen milden Dezember zum Anbauen von Pflanzen nutzen. Die Tage haben nun über 10 Stunden verloren und es gibt nur etwa sieben Stunden, in denen es hell ist. Die Sonne bleibt weiterhin ein seltener Gast mit nur 43 Sonnenstunden im ganzen Monat. Wir nähern uns dem Jahreswechsel mit nur 1,6 Grad Durchschnittstemperatur.
Nun können mit Vorteil Rotkohl, Palmkohl, Spinat und Feldsalat gesät werden.
Januar und Februar
In den nächsten Monaten können wir uns auf wirklich harte, frostige Nächte einstellen. Alles braucht nun seine Zeit. Zu dieser Jahreszeit holt man am meisten aus den Pflanzen heraus, indem man sie ins Gewächshaus, den Wintergarten oder das Frühbeet pflanzt. Wenn die Pflanzen im Freien stehen, sollten sie mit Vliesstoff o.ä. isoliert werden – in der Nacht vorzugsweise mit zwei Lagen.
Nun erlebt man einige Nächte mit Frost. Doch verzweifeln Sie nicht, wenn Ihr Wintergemüse etwas leblos aussieht. Die meisten Pflanzen erholen sich schnell, sobald die Temperaturen wieder über den Gefrierpunkt steigen.
Nun können mit Vorteil Wintersalate gesät werden, doch ab jetzt ist es ebenfalls möglich kältetolerante Sommersalate zu wählen, solange sie genug Licht zur Verfügung haben. Außerdem können weitere Ackerbohnen gesät werden, da diese bald nach draußen in den Gemüsegarten gepflanzt werden können. Zu guter Letzt kann mit Vorteil Kohl gesät werden.
Über Christine Wiemann
Christine Wiemanns Interesse Winter Gemüse anzupflanzen begann, als sie im Internet auf einen Artikel von Bent Løschenkohl stieß.
Bent baut seit vielen Jahren Wintergemüse an und kennt sich damit sehr gut aus, denn er ist vom Fach: Bent ist ausgebildeter Gewächshausgärtner und Diplomgärtner, spezialisiert auf
Pflanzenkrankheiten. Außerdem hat er sein Wissen hier im Gewächshaus-Klub schon häufiger großzügig zur Verfügung gestellt.