Geschrieben von Lars Lund 20 Apr 2022 11:12

Exotische Feigen im Gewächshaus

Wichtige Tipps und Überlegungen zum Anbau von Feigen.

Von Lars Lund

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Hat man einen Zweig vom Feigenbaum aus dem Urlaub mit nach Hause genommen oder die Samen aus gekauften Feigen ausgesät, muss man damit rechnen, dass an dieses Bäumen keine Feigen wachsen werden. Die Erklärung dafür ist, dass ein Teil von den insgesamt 200 verschiedenen Feigensorten bestäubt werden muss. Für diese Aufgabe sind weder die bei uns einheimischen Hummeln noch wir Menschen geeignet. Die Blüte befindet sich in der Frucht selbst. In den südlichen Regionen leben Wespen namens „Feigengallwespen“, die als einzige Tiere in die Früchte eindringen und die Blüten bestäuben können. Da die Wespen bei uns nicht vorkommen, besteht leider keine Chance die südländischen Feigensorten hierzulande zu bestäuben.

Der Anbau von Feigen ist populär geworden. Dänische Gourmetrestaurants bevorzugen beispielsweise dänische Feigen gegenüber den Feigen, die aus dem Mittelmeerraum exportiert werden.

Im lateinischen nennt sich die Feige ficus carica, verbunden mit dem Namen der jeweiligen Sorte. Wenn man mit Feigen im eigenen Garten oder Gewächshaus Glück haben möchte, ist es ausschlaggebend, sich auf die Suche nach den richtigen Sorten zu machen, die am Ende auch Früchte tragen.

 

DIE BORNHOLMER FEIGE IST EINFACH SUPER

Glücklicherweise gibt es Sorten, die ohne die kleinen Wespen gut auskommen und auch raueres Klima und kalte Sommer überstehen können. Die bekannteste dänische Sorte ist wohl „Brown Turkey“, auch „Bornholmer Feige“ genannt. Das ist eine robuste Feigensorte, die nur in sehr kalten Wintern Kälteschäden erleidet.

Die dänische Gärtnerei „Westergaards“ hat 14 verschiedene Feigensorten getestet. Im Freien lieferte nur „Brown Turkey“ ein zufriedenstellendes Ergebnis. Wenn man den Feigenbaum im Gewächshaus platziert, gibt es mehr Möglichkeiten, wie z.B. die Sorten „Petrovaca“, „Hardy Chicago“ und „White Marseille“.

Vor einem Jahr hat eine andere dänische Gärtnerei, die Gärtnerei von Gunnar Christensen, eine neue Feigensorte entwickelt, die noch besser sein soll als „Brown Turkey“. Diese Sorte heißt „Røsnæs“. Vor etwa 45 Jahren brachte ein damals junger Mann namens Mogens Madsen aus Røsnæs, Dänemark, einen Feigensteckling aus dem Urlaub in den Bergen mit nach Hause. In seinem Garten entwickelte sich der Steckling zu einem sieben Meter hohen Baum, der zahlreiche Feigen und Ableger hervorbrachte und schließlich eine neue Sorte, die man heute kaufen kann.

 

FEIGENBÄUME SELBST HERANZIEHEN

Sollten Freunde oder Nachbaren ebenfalls einen tollen Feigenbaum im Garten haben, kann man es wie Mogens Madsen machen und selber Stecklinge herstellen. Dafür gibt es verschiedene Methoden, z.B. kann ein Blatt mit Stiel ins Wasser gestellt werden, bis das Blatt Wurzeln schlägt.

Eine weitere Methode ist einen Ast in Richtung Boden zu biegen und einen Ziegelstein oder einen stark gebogenen Stahldraht darauf zu legen, sodass der Ast den Boden berührt. Nach drei Monaten wurzelt der Ast dort, wo der Bodenkontakt besteht, und man kann eine Pflanze mit Wurzel abschneiden.

Um Ableger herzustellen, kann man im Märtz/April ca. 10 cm lange Stecklinge eines Baumes abschneiden und sie einfach in einen Topf mit Gartenerde stecken. Hierbei sollten höchstens ein oder zwei Knospen aus dem Boden ragen. Die Töpfe sollten zunächst im Gewächshaus stehen und die Erde stets feucht gehalten werden. Diese Methode gelingt fast immer.

Man kann auch einfach einen abgeschnittenen Ast in Wasser stellen. In den meisten Fällen schlagen diese nach einiger Zeit Wurzeln.

Hat man einen Feigenbaum gekauft, der keine Feigen trägt, braucht man den Baum nicht gleich fällen. Stattdessen kann man sich einen Ableger von einem Baum besorgen, der Früchte trägt und ihn mit dem bereits vorhandenen Baum zusammenführen, sodass Ableger und Baum zu einer neuen Pflanze verwachsen, ebenso wie es beim Pfropfen von Apfelbäumen üblich ist. Bereits im darauffolgenden Jahr, können die neuen Äste Früchte tragen.  

 

ANLEITUNG ZUM ERFOLG

Lediglich die Stecklinge benötigen einen feuchten und nährstoffreichen Boden. Danach braucht ein Feigenbaum einen durchlässigen und trockenen Kiesboden. Soll der Feigenbaum im Garten und nicht im Gewächshaus stehen, ist es besser ihn unter einem Vordach zu platzieren, wo es verhältnismäßig trocken ist. Feigenbäume bevorzugen nämlich einen trockenen Boden und wollen es gleichzeitig gerne warm haben.

 

KEINEN DÜNGER

Feigen verhalten sich wie Erdbeerpflanzen: gibt man ihnen Dünger, bekommen sie zwar viele Blätter, dafür aber nur wenige oder sogar gar keine Früchte. Deshalb sollte man Feigen nicht düngen. Lediglich wenn der Baum sehr viele Früchte trägt, kann man ihn ein wenig düngen, damit die Früchte nicht vorzeitig abfallen.

Wer einen Feigenbaum im Gewächshaus wünscht, kann diesen ruhigen Gewissens in einen großen Topf pflanzen. Auf diese Weise wird das Wurzelwachstum so begrenzt, dass sich der Baum nicht zu sehr ausbreiten kann. Alternativ kann man eine andere Form von Begrenzung um die Wurzeln bauen, damit das Wachstum eingeschränkt wird. Wenn der Feigenbaum in einem Topf steht, muss der Topf im Winter gut eingepackt werden, um den Baum vor Kälte und Frost zu schützen.

 

BESCHNEIDEN UND ERNTEN

Feigen bekommen selten Krankheiten. Blattläuse können ein Problem sein, wenn der Baum im Gewächshaus steht. Dann muss man ihn also ein wenig im Auge behalten. Das Wachstum der Feigenbäume kann begrenzt werden, indem man einfach die obersten Triebe zurückschneidet. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Ernte beeinträchtigen kann, wenn alle Triebe zurückgeschnitten werden. Die meisten Sorten (allerdings nicht alle) tragen bis zu dreimal im Jahr Früchte - hierzulande jedoch meist nur zwei Mal. Das erste Mal wachsen die Früchte an den Trieben aus dem letzten Jahr und das zweite Mal an den neuen Trieben. Oft hat man jedoch nicht viel von den ersten Früchten, da diese abfrieren.

Feigen wachsen zunächst sehr langsam. Das Wachstum kann ein paar Monate lang beinahe stillstehen, und plötzlich geht es schnell. Die Feigen sind reif, wenn sie eine violette Farbe haben und anfangen ein wenig aufzuplatzen. Dann kann man z.B. leckere Feigenmarmelade oder gebratene und karamellisierte Feigen zubereiten. Leider kenne ich bisher niemanden, der mit dem Trocknen von Feigen Glück hatte. 

Ein Rezept für Feigenmarmelade aus frischen Feigen:

  • 500g frische Feigen
  • 350g Zucker
  • 1 Vanillestange
  • Ein bisschen Zitronensaft
  • 2 dl Wasser

Zunächst kratzt man das Mark aus der Vanilleschote und kocht die Vanille, das Wasser und den Zucker auf, bis sich der Zucker aufgelöst hat.

Dann viertelt und entstielt man die Feigen und gibt sie ebenfalls in den Topf und lässt die Marmelade ca. 15 min köcheln.

Zum Schluss wird die Marmelade mit Zitronensaft abgeschmeckt und in Gläser gefüllt. Die Gläser können vorher eventuell mit einem Konservierungsmittel, wie Atamon ausgespült werden.

(Rezept: Brødrene Prices)