Geschrieben von Spirekassen 13 Jul 2023 14:54

Kennen Sie Ihr Gewächshaus?

 

Text & Foto: Christine Wiemann, Erstveröffentlichung Mai 2022, aktualisiert Juli 2023

 

Ihr Gewächshaus ist einzigartig – auch wenn Sie es bei einem Hersteller gekauft haben, der viele Gewächshäuser produziert. Auch falls genau dasselbe Modell im Nachbargarten steht, ist das Klima in Ihrem Gewächshaus nicht dasselbe. Das ist nämlich abhängig von der Platzierung des Gewächshauses im Verhältnis zu den Himmelsrichtungen.

 

Die Platzierung hat eine große Bedeutung

Wenn Ihr Gewächshaus länglich ist, ist es am besten das Haus so zu platzieren, dass die Giebel jeweils nach Norden und Süden zeigen. Morgens, wenn die Sonne im Osten aufgeht, wird das Gewächshaus so schnell aufgewärmt. Am Mittag, wenn es am wärmsten ist, fällt die Sonne im Süden auf die schmalste Seite des Hauses. Abends, wenn die Sonne im Westen untergeht, kann das Gewächshaus die Wärme der Sonne bis zu den letzten Sonnenstrahlen ausnutzen. Doch nicht alle Gewächshäuser sind so platziert, und auch andere Aspekte können einen Einfluss auf die optimale Ausrichtung und Platzierung haben, z.B. schattenspendende Bäume oder andere Elemente im Garten.

 

 

Die Gewächshaus-Konstruktion

Wenn das Sonnenlicht auf das Glas des Gewächshauses trifft, spiegelt sich ein Teil des Lichts im Glas, sodass es gar nicht in das Gewächshaus eindringt. Ungefähr 15-20 % des Sonnenlichts wird reflektiert oder von dem Glas absorbiert. Der Rest kommt durch das Glas in das Gewächshaus. Es ist diese Menge an Sonnenlicht, die die Pflanzen für die Fotosynthese verwenden. Wie viel Licht genau durch das Glas kommt, hängt von mehreren Faktoren ab: wie sauber das Glas ist, die Zusammensetzung des Glases, die Konstruktion des Gewächshauses und der Winkel des Glases. Die Dächer der Juliana-Modelle haben keine steile Neigung, und deswegen bekommen die Pflanzen das ganze Jahr über viel Licht ab. Außerdem gilt: je schmaler das Gewächshaus, desto heller ist es. Ein sehr breites Gewächshaus ist deswegen weniger hell.

Große Unterschiede

In allen Gewächshäusern, egal wie groß oder klein, gibt es unterschiedliche „Mikro-Klimazonen“. Eine Ecke ist warm und trocken, und eine andere feucht und kühler. Falls Sie unsicher sind, wo in Ihrem Gewächshaus welche Bedingungen herrschen, können Sie mit einem Kompass oder einer Kompass-App die Himmelsrichtungen ermitteln. Der wärmste Bereich in einem Gewächshaus ist die südlichen Ecke und der kühlere Bereich die nördlichen Ecke.

Ist das nicht egal?

Nein, es ist nicht egal. Wenn Sie die Klimazonen Ihres Gewächshauses kennen, können Sie Ihr Gewächshaus strategisch bepflanzen, sodass Ihre Pflanzen den bestmöglichen Platz bekommen.

Die südliche Ecke

In diese Ecke gehören Gurken- und Melonenpflanzen. Diese Pflanzen lieben die Wärme, und können der direkten Mittagssonne standhalten. Um Schädlingen und Pilzbefällen vorzubeugen, sollten die Pflanzen einmal täglich mit Wasser besprüht werden, und vergessen Sie nicht die Unterseite der Blätter.

Basilikum gedeiht ebenfalls wunderbare in der Wärme, ebenso wie Chilipflanzen. Auch Auberginen gehören in die warme Ecke, denn sie können Temperaturen von bis zu 40 °C vertragen.

Tomaten hingegen sollten nicht an den wärmsten Ort im Gewächshaus gepflanzt werden. Tomaten lieben zwar die Wärme, haben aber auch ein Limit. Zu viel Wärme kann dafür sorgen, dass die Pflanzen ihre Blüten verlieren und sich so keine Tomaten bilden können. Werden die Tomaten in der wärmsten Ecke platziert, kann es außerdem häufiger zu Blütenendfäule kommen. Wenn Sie in dieser Ecke trotzdem am liebsten Tomaten anbauen möchten, wählen Sie Tomatensorten, die nicht so schnell an Blütenendfäule erkranken, wie z.B. Johannisbeertomaten und Cherry-Tomaten.

Im Winter ist diese Ecke genauso kalt, wie sie im Sommer warm ist. Im Winterhalbjahr ist es deswegen die Ecke in meinem Gewächshaus, wo der Frost zuerst ankommt. Das ist wichtig zu wissen, falls Sie das Gewächshaus auch im Winter für den Anbau nutzen.

Die nördliche Ecke

In diese Ecke gehören die Tomatenpflanzen. Obwohl diese Ecke des Gewächshauses nach Norden ausgerichtet ist, gibt es hier ausreichend Licht für den Tomatenanbau. In der Sommerperiode gibt es sowieso ausreichend Licht, das von den Pflanzen ausgenutzt werden kann, und hinzukommt, dass Tomaten Temperaturen über 25°C über einen längeren Zeitraum nicht vertragen.

Paprikapflanzen vertragen ebenfalls keine zu hohen Temperaturen. Nachts sollten die Temperaturen außerdem niedrig sein, damit die Pflanzen Früchte entwickeln können. Deswegen gehört Paprika ebenfalls in die nördliche Ecke des Gewächshauses.

Schädlinge

Schädlingsbefälle beginnen oft in der warmen und trockenen Ecke des Gewächshauses. Die Blattläuse sind schon Ende März aktiv, was leider nicht für die natürlichen Feinde gilt.

In der Sommerperiode sind besonders Spinnmilben eine Gefahr für Gurkenpflanzen. Dabei kann es so schnell gehen, dass es für die Gurkenpflanzen tödlich endet. Spinnmilben lieben die Wärme und das trockene Klima in der südlichen Ecke des Gewächshauses.

Pilzkrankheiten

Im Sommer sind besonders Gurken anfällig für Mehltau. Mehltau gedeiht in warmer und trockener Luft und ist daher in der warmen, südlichen Ecke zu finden.

Die Lösung in der südlichen Ecke

Besprühen Sie die Pflanzen täglich mit sauberem Wasser, und vergessen Sie die Blattunterseiten nicht.

Die Lösung in der nördlichen Ecke

Grauschimmel ist eine Pilzkrankheit, die Probleme verursachen kann. Im Gegensatz zu Mehltau braucht dieser Pilz feuchte Luft, um zu gedeihen. Dieses pilzfreundliche Klima finden Sie häufig in der nördlichen Ecke des Gewächshauses.

Lassen Sie die Tür rund um die Uhr offen stehen und dünnen Sie die Tomatenpflanzen aus, sodass Luft an die Pflanzen kommen kann. Sorgen Sie außerdem dafür, dass die Erde gejätet ist. Dann ist Grauschimmel kein Problem.

 

 

Generelle Tipps

  • Kontrollieren Sie die Pflanzen wöchentlich auf Schädlinge.
  • Krankheits- bzw. Schädlingsbefälle fangen oft in der warmen, südlichen Gewächshausecke an.
  • Bekämpfen Sie die Schädlinge mit Wasser.
  • Im Sommerhalbjahr sollte das Gewächshaus rund um die Uhr durchgelüftet werden.
  • Bepflanzen Sie das Gewächshaus strategisch mit Ihrem neuen Wissen über die Klimazonen.

 

Vielen Dank an Bent Løschenkohl für den fachlichen Gedankenaustausch.