Geschrieben von Lars Lund 17 Jan 2022 11:49

Mit scharfen Chilischoten wird einem auch im Januar warm

Text und Foto: Lars Lund

 

Haben Sie Chilipflanzen im Gewächshaus? Wenn nicht, ist es vielleicht Zeit in dieser Saison mit dem Chilianbau zu beginnen. Jetzt ist die richtige Zeit die Chilisamen auszusähen – je früher desto besser, denn dann kann man sich bereits im Frühling an den dekorativen Pflanzen erfreuen. Chilipflanzen bekommen außerdem nur wenige Krankheiten. Lediglich Läuse können manchmal lästig werden, doch das lässt sich relativ einfach lösen.

Für viele ist es der Genuss der scharfen Chilischoten, der den Anbau so begehrenswert macht. Andere verzehren die Chilischoten nur in Maßen und erfreuen sich lieber an den dekorativen Blättern, Farben und Formen. In jedem Fall bieten Chilischoten einen Vitaminkick. Chilischoten enthalten nämlich hohe Mengen an Kalzium und Vitamin C – ja, sogar doppelt so viel Vitamin C wie in Zitrusfrüchten vorhanden ist. Die roten Chilischoten sind die gesündesten im Sortiment und enthalten auch Beta-Carotin, während getrocknete Schoten hohe Mengen an Vitamin A enthalten.

Die Substanzen, die für die Schärfe in den Schoten verantwortlich sind, sitzen nicht etwa im Fruchtfleisch oder in den Samen, sondern in der sogenannten „Plazenta“ - dem weißen Innenleben, an dem die Samen sitzen. Der mildeste Teil der Chilischoten ist die Spitze. Mit dieser kann man also ruhig beginnen und sich dann langsam voran tasten.

 

Chilipflanzen sind mehrjährige Pflanzen

Was viele nicht wissen ist, dass Chilipflanzen mehrjährig sind und mit ein wenig liebevoller Pflege mehrere Jahre das Gewächshaus oder die Fensterbank zieren können. Allerdings vertragen Chilipflanzen keine Temperaturen unter 12 Grad und sollten im Winter dementsprechend platziert werden.

Es hat viele Vorteile, eine Pflanze mehrere Jahre zu behalten. Die Pflanze blüht im zweiten Jahr oft früher und es wachsen mehr Früchte als im ersten Jahr. Gerade bei den langsam wachsenden und scharfen Sorten hat es große Vorteile, sie mindestens noch eine weitere Saison zu behalten. Außerdem ist das Überwintern der Pflanzen nicht besonders schwierig. Mitte Herbst, wenn die Temperaturen sinken, wählt man die gesündesten Pflanzen aus. Diese können im Gewächshaus bleiben, wenn man es zusätzlich isoliert und zumindest in einem Abschnitt frostfrei eingerichtet hat. Ansonsten kann man die Pflanzen auch einfach ins Haus an einen hellen, aber nicht allzu warmen Ort stellen. Als nächstes entfernt man die restlichen Früchte und falls diese noch nicht reif sind, können sie auf der Fensterbank nachreifen.

Nun gilt es, der Pflanze die besten Bedingungen zu bieten, damit sie in einen Ruhezustand versetzt wird und so den Winter über möglichst wenig Energie verbraucht. Deshalb sollten alle Äste am Hauptstamm bis auf 5cm zurückgeschnitten werden. Allerdings hatte ich auch eine einzelne Chilipflanze, der ich die Schoten als Dekoration gelassen habe, sodass ich mich bis Ende Dezember an ihrer Schönheit erfreuen konnte. Den Winter über sollte sparsam gegossen werden, sodass sich die Erde gerade noch feucht anfühlt.

Wenn der Frühling kommt, beginnt die Pflanze wieder zu wachsen. Jetzt sollte im Verhältnis zum Wachstum der Pflanze immer mehr gegossen und gedüngt werden. Wenn die Temperaturen im Gewächshaus für die Chilipflanzen geeignet sind, können sie dort wieder Platz finden, damit sie so viel Licht abbekommen wie möglich.

So gelingt es mit dem Anbau von Chili

 

Wärme und Licht

Chilipflanzen mögen keine Temperaturen unter 12 Grad und benötigen zum Blühen Wärme und viel Licht. Hierbei kann es notwendig sein für zusätzliches, künstliches Licht zu sorgen, damit sich die Pflanzen ordentlich entwickeln können.

 

Scharfe Sorten müssen früher gesät werden

Einige Sorten reifen früher als andere. Scharfe Sorten reifen meist später als andere, deshalb säen viele, diese Sorten bereits im Dezember. Ansonsten können die verschiedenen Sorten bis März oder April ausgesät werden.

 

 

Erde und Töpfe

Für den Anbau von Chili sollte qualitativ hochwertige, durchlässige Pflanzenerde verwendet werden.

Pflanzen, die in Töpfen wachsen, benötigen mehr Wasser als Pflanzen, die in Beeten stehen. Je größer der Topf, desto besser das Bodenklima und desto mehr Wasser kann die Erde aufnehmen. Kunststoffbehälter halten das Wasser am längsten. Auch in einem Sack mit Pflanzenerde gedeihen Chilipflanzen gut. Die Pflanze darf nicht austrockenen, wenn sie Früchte trägt oder gerade zu wachsen beginnt ist.

 

Dünger

Ist die Pflanzenerde beim Kauf mit Dünger angereichert, ist für die ersten 6 Wochen in der Regel ausreichend Dünger für die Pflanze vorhanden. Wenn die Chilipflanze zu blühen beginnt, sollten sie regelmäßig mit einem Dünger mit hohem Kaliumgehalt gedüngt werden.

 

Aussaat und Beschneiden

Chilipflanzen keimen innerhalb von 10 Tagen, einige jedoch erst nach 5 Wochen - hierbei ist die Sorte entscheidend. Von der Aussaat bis zur Ernte vergehen zwischen 4 und 6 Monate. Die Keimung erfordert eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit, daher erzielt man den größten Erfolg, wenn man die Samen in eine Keimschale mit durchsichtigem Deckel sät. Sobald die Samen zu keimen beginnen, sollte der Deckel abgenommen werden und man sollte darauf achten, dass die Erde nicht austrocknet. Wenn die Wurzeln beginnen, durch die Löcher im Boden des Topfes zu ragen, können die Setzlinge umgetopft und mit einem Stab gestützt werden. Wenn die Pflanze 30 cm hoch ist, sollten die oberen Triebe abgeknipst werden, damit sich die Pflanze zusätzlich verzweigt.

 

Beschneiden fortsetzen

Nachdem man den obersten Trieb zurückgeschnitten hat, meinen einige, man solle die Pflanze einfach wachsen lassen und nichts weiter tun. Dies ist jedoch nicht die übliche Methode. Am häufigsten werden die ersten zwei bis vier Blüten entfernt. Das gibt höhere Erträge, da die Pflanze so mehr Blüten entwickelt, als sie es sonst tun würde. Falls die Blüten von selbst abfallen, liegt das meistens daran, dass sie nicht bestäubt wurden.

Sechs dekorative Chili-Sorten

  1. „Numex Twilight“: Bunte Chilischoten an jeder Pflanze. Gedeiht besonders gut in einem Topf und benötigt einen Standort mit viel Sonne. 30.000 - 50.000 Scoville-Einheiten.

 

  1. „Poinsettia“: Lange, dünne Chilischoten, die in aufrechten Bündeln wachsen und in unterschiedlichen Farbnuancen reifen. Diese Sorte ähnelt einem Weihnachtsstern und ist eine große Pflanze, die viel Platz braucht. 40.000 Scoville-Einheiten.

 

  1. „Etna": Eine italienische Sorte mit scharlachroten Chilischoten. Geeignet für dekorative Töpfe. 65.000 Scoville-Einheiten.

 

  1. „Paper Lantern“: Große Mengen an großen, roten und runzligen Schoten. Diese Sorte eignet sich für Sommerbeete. 450.000 - 500.000 Scoville-Einheiten.

 

  1. "Numex Pinata": Die Chilischoten sind zunächst grün und verändern im Laufe des Reifungsprozesses die Farbe zu gelb, dann orange und schließlich rot. 45.000 - 50.000 Scoville-Einheiten.

 

  1. „Pot Black“: Eine Chilisorte mit violetten Blättern, Blüten und Früchten, die zunächst schwarz sind, aber nach und nach rot werden. Diese Sorte benötigt einen großen Topf. Stärke 45.000 Scoville-Einheiten.

 

Die Scoville-Skala – so wird die Schärfe von Chili gemessen

Die Skala wurde 1912 von dem amerikanischen Apotheker Scoville entwickelt und wird verwendet, um die Schärfe von Chilischoten zu messen. Scoville forderte dazu auf, konzentrierte Mengen an Chili, gemischt mit Zuckersirup, zu probieren. Je stärker eine Chilisorte verdünnt werden musste, desto intensiver war die Schärfe. Wenn man die Chilisorte nach einer 300.000-fachen Verdünnung weiterhin schmecken konnte, wurde die Sorte auf eben diese Zahl eingestuft.

Eine gewöhnliche Paprika hat eine Stärke von 0, und am anderen Ende der Skala liegt reines Capsaicin mit 16.000.000 Einheiten. Die Chilisorten sind im Laufe der Jahre immer schärfer geworden. 1994 war die schärfeste Sorte „Red Savina“ mit 557.000 Scoville-Einheiten. Im Jahr 2013 entstand die Sorte „Carolina Reaper“, eine Kreuzung zwischen den Sorten „Habanero“ und einer „Naga“ mit einer Schärfe von 2.200.000 Scoville-Einheiten. Diese Sorte hält zurzeit den Rekord. Bei dieser Sorte empfiehlt es sich, bei der Handhabung und Verarbeitung Handschuhe zu tragen.