Geschrieben von Spirekassen 29 Nov 2023 10:35

Pflanzenwachstum im Winter

Der November hat angefangen und Kälte, Sturm und Regen mitgebracht. Je weiter nördlich Sie wohnen, desto kürzer werden die Tage. Bis zur Wintersonnenwende nimmt die Dunkelheit weiter zu, doch dann wird es langsam wieder heller.

Wenn Sie auch im Winter Pflanzen im Gewächshaus anbauen, wissen Sie bestimmt, dass die Pflanzen im Winter langsamer wachsen als im Sommer. Manchmal scheint es beinahe so, als ob die Pflanzen überhaupt nicht wachsen würden.

In diesem Artikel erkläre ich, warum die Temperatur und das Sonnenlicht zwei wichtige Faktoren des Wachstums sind, und wie diese Faktoren das Pflanzenwachstum im Winterhalbjahr beeinflussen.

 

Ein bisschen Theorie

Das Wachstum einer Pflanze hängt von einigen grundlegenden Wachstumsfaktoren ab. Diese Faktoren müssen in der richtigen Dosierung vorhanden sein, damit sich die Pflanzen optimal entwickeln können. Hierbei ist die Rede von Licht, Wasser, CO2, Sauerstoff, Wärme und Nährstoffe.

 

Das Minimumgesetz von Liebig

Das Wachstum der Pflanzen wird durch den im Verhältnis knappsten Wachstumsfaktor eingeschränkt, auch wenn die anderen essenziellen Wachstumsfaktoren ausreichend vorhanden sind.

Beim Anbau von Pflanzen ist es wichtig dieses Gesetz zu kennen, das es hilft das langsame Wachstum im Winterhalbjahr zu verstehen. Den Pflanzen fehlt es an Licht und Wärme, doch obwohl die Pflanzen deshalb viel langsamer wachsen, hört das Wachstum nicht vollständig auf.

 

Warum sind Temperatur und Licht wichtig?

Alle grünen Pflanzen betreiben Photosynthese. In der Photosynthese wird Kohlendioxyd (CO2) und Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht zu Sauerstoff und dem organischen Stoff Glukose umgewandelt. Glukose dient als Brennstoff für das Wachstum der Pflanze.

 

Kohlendioxyd + Wasser + Sonnenlicht = Glukose und Sauerstoff

Das Sonnenlicht ist entscheidend für die Photosynthese, und aus diesem Grund betreiben die Pflanzen nachts keine Photosynthese. Die Pflanze nutzt 2-5% der Sonnenenergie, die auf die grünen Pflanzenteile trifft, für die Photosynthese.

 

Geniale Enzyme

Die chemischen Reaktionen der Photosynthese sind enzymabhängig. Ein Enzym ist ein Protein, auch Eiweiß genannt. Enzyme haben besondere Eigenschaften und können beispielsweise chemische Reaktionen starten oder die Geschwindigkeit der Reaktionen beschleunigen. Deswegen spielen Enzyme eine zentrale Rolle in der Photosynthese.

Eine Schwäche der Enzyme ist jedoch, dass sie sehr temperaturabhängig sind. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sind Enzyme nicht aktiv, und können die Geschwindigkeit der Photosynthese deshalb nicht beeinflussen. Photosynthese beginnt bei 0°C, allerdings sehr langsam. Wenn die Temperaturen ansteigen, steigt auch die Geschwindigkeit der Photosynthese. Optimal sind Temperaturen zwischen 15 und 25 °C. Bei 42°C hört die Photosynthese ganz auf.

 

Langsames Wachstum im Winter

Im Winter ist das Pflanzenwachstum langsam, weil es nur wenig Licht für die Photosynthese gibt und die Temperaturen niedrig sind. In den Frostperioden des Winters sind Enzyme nicht aktiv, und deswegen wird keine Photosynthese betrieben. Das bedeutet, dass kein neuer Brennstoff für das Pflanzenwachstum produziert wird, und dass das Wachstum ins Stocken gerät.

An sonnigen Tagen im Winter, wenn es im Gewächshaus Plusgrade gibt, kann die Pflanze jedoch Photosynthese betreiben. Dann wächst die Pflanze, allerdings weiterhin langsamer als im Sommer.

 

Fun Facts

In den hellen Stunden des Tages produzieren die Pflanzen Zucker und es findet wichtige Zellteilung in den Wachstumspunkten der Pflanze statt. Nachts werden die neuen Zellen mit Wasser gefüllt. Daher heißt es oft, dass die Pflanzen in der Nacht wachsen. Allerdings ist ein besonders wirkungsvolles Licht für das Pflanzenwachstum Rotlicht, und dieses Licht kommt bei Sonnenaufgang und -untergang vor.

Die Differenz zwischen Tages- und Nachttemperatur kann weiteren Aufschluss über die Wachstumsgeschwindigkeit geben. Dieser Wert wird folgendermaßen berechnet: die Tagestemperatur minus die Nachttemperatur, z.B. 20°C am Tag und 10°C in der Nacht bedeuten eine Differenz von +10.

Normalerweise ist dieser Wert positiv und das bedeutet viel Wachstum. Ein negativer Wert entsteht, wenn die Nachttemperatur höher ist als die Tagestemperatur. Das beeinflusst die Pflanzenhormone, sodass die Pflanzen weniger wachsen. Theoretisch kann Pflanzenwachstum auf diese Weise auch gezielt als reguliert werden.

Vielen Dank an Bent Løschenkohl (Diplomgärtner)